Schrift, Tradition und Bekenntnis

Jan Rohls untersucht im zweiten Teil seiner Ideengeschichte des Christentums den Komplex "Schrift, Tradition und Bekenntnis", der mit der Idee der Offenbarung aufs engste zusammenhngt. Das Christentum gilt nicht nur als eine Offenbarungsreligion, sondern es zeichnet sich auch dadurch aus, dass es sich auf Texte bezieht, die mit besonderer Autoritt ausgestattet sind. Das gilt zum einen fr die als heilig qualifizierte Schrift Alten und Neuen Testaments, die selbst aus ganz unterschiedlichen Texten besteht, die im Verlauf der alten Kirche schlielich als kanonisch anerkannt wurden. Das gilt zum andern aber auch fr die Bekenntnisse und Dogmen, die als verbindliche Gren neben die Schrift traten und gleichfalls als kanonisch galten. Konflikte ergaben sich im Verlaufe der Geschichte zum einen bezglich der Frage, ob es neben der Schrift eine sich von den Aposteln herleitende mndliche Tradition gibt und welche Rolle sie bei der Auslegung der Schrift und der Bildung von Dogmen spielt. Zum andern war aber auch der Verbindlichkeitsgrad von Schrift und Bekenntnis strittig. Zumal die Reformatoren insistierten auf der Alleingeltung der Schrift als oberster Norm des Glaubens, whrend sie Bekenntnissen und Dogmen nur eine abgeleitete Bedeutung beilegten. Doch dieses spter so genannte Schriftprinzip geriet mit dem Aufkommen der historischen Kritik ins Wanken. Dieser Vorgang fhrt zu einem entscheidenden Autorittsverlust der Bibel seit der Aufklrung wie auch zu unterschiedlichen Versuchen, ihre Autoritt zu restaurieren. Gleichzeitig werden aber auch die Bekenntnisse und Dogmen historisiert und damit relativiert.