Vertreten, Ersetzen, Vertauschen

Das kulturelle Wissen um Formen der Stellvertretung und Substitution umfasst Denk- und Wahrnehmungsmuster, die in den komplexen Erzhlzusammenhngen des mittelhochdeutschen Prosalancelot einen thematischen Leitgedanken generieren, der in Fragen der Sinnkonstitution, Figurengestaltung und Erzhltechnik neue Akzente setzt. Ungeachtet der Heterogenitt des Werkes lassen sich sowohl in der politischen Artus- als auch in der religisen Gralswelt Handlungsmuster des Vertretens, Ersetzens und Vertauschens beobachten. Sie reflektieren in den textinternen Konstellationen von Macht, Liebe und Freundschaft Aspekte der (Un-)Ersetzbarkeit und (Un-)Vertretbarkeit in der Identittskonzeption und pointieren eine Innerlichkeit und Gegenwrtigkeit. Diese Handlungsnormen werden auf den verschiedenen Erzhl- und Bedeutungsebenen diskutiert: in den feudalhfischen Erzhlzusammenhngen eines textinternen 'Frstenspiegels' fr Knig Artus, in den Beziehungsgeflechten von Freundschaft und Liebe, in dem Erzhlmuster der 'vertauschten/ untergeschobenen Braut' (Bertasage, Brangne-Motiv) oder aber in den religisen Aspekten der Gralswelt.