Werte und nationale Identitt im vereinten Deutschland

Wertunterschiede zwischen West-und Ostdeutschland - Fakten und Erk1rungsmglichkeiten Die deutsche Wiedervereinigung war ein asymmetrischer ProzeB: Die west deutsche Sozialverfassung wurde auf Ostdeutschland
bertragen. Heute gilt der Institutionentransfer im wesentlichen als abgeschlossen und wird ber wiegend als gelungen beurteilt (siehe z. B. Zapf 1996, fr eine jngste Litera turbersicht siehe z. B. Pollack 1996). Aber die
Einseitigkeit des Institutio nentransfers hat zu unerwarteten Konsequenzen in den Werteinstellungen der Bevlkerung gefhrt. Die Werte der beiden Teilbevlkerungen gleichen sich nicht an, wie es unter dem Gesichtspunkt der
subjektiven Fundierung von Institutionen wnschbar wre und in der Tradition der Forschungen zur poli tischen Kultur (AlmondNerba 1965) erwartet wird. Vielmehr bleiben zu vielen Werten die Einstellungen auf konstanter Distanz
oder bewegen sich auseinander: AUein die ursprnglich rigidere Moralitt der Ostdeutschen n hert sich dem westdeutschen Niveau an; und allein im Bereich der politi schen Teilhabe finden Werteinstellungen in den beiden
Landesteilen konstant etwa die gleiche Untersttzung. Bei allen brigen Werten aber - bei den bei den fr moderne Gesellschaften zentralen und konfligierenden Werten Gleichheit und Leistung, bei Erziehungszielen und bei der
christlichen wie diffusen Religiositt bleibt die Distanz zwischen beiden Landesteilen kon stant oder vergrBert sich (Meulemann 1995, 1966: 371-379). Die konstante oder gar wachsende Distanz der Werte kann als Beleg fr die
in der ffent lichkeit oft beschworene "innere Mauer" gewertet werden. Der vorliegende Band will der ffentlichen Beschwrung der "inneren Mauer" nicht eine sozialwissenschaftliche hinzufgen.