Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Mit Einfhrung der Reformation in einem Territorium oder einer Reichsstadt mussten die Landesherren und Magistrate ihren Gemeinwesen in zahlreichen Belangen des kirchlichen Lebens neue Ordnungen geben. Die Ordnungen wirkten dabei oft weit ber den Rahmen des kirchlichen Lebens hinaus auf das politische und rechtliche Geschehen in den Territorien und Reichsstdten. Zu kirchenordnenden Texten zhlen Agenden, Gebetsformulare, Vorschriften zur Anstellung von Pfarrern und Diakonen sowie Richtlinien zu ihrer Ttigkeit, Instruktionen fr Visitationen, aber auch Armen-, Ehe- und Zuchtordnungen. Die Edition setzt den bereits 1965 erschienenen achten Band der Sehlingschen Reihe fort, der die Ordnungen der Landgrafschaft Hessen von 1526 bis 1582 umfasste. Der vorliegende neunte Band bietet die Kirchenordnungen der Landgrafschaft Hessen aus der Zeit nach 1582, als das Territorium nicht nur politisch geteilt war, sondern auch in seiner innerevangelischen Ausrichtung getrennte Wege ging. Auch in den brigen behandelten Territorien spiegelt sich die konfessionelle Differenzierung wider: Neben den Ordnungen der Grafschaften Waldeck, Erbach und Stolberg-Knigstein, die von der Wittenberger Theologie dominiert sind, dokumentieren die Regelwerke aus Solms-Braunfels die "Zweite Reformation" - die Einfhrung des reformierten Bekenntnisses. Unter den Ordnungen der Reichsstdte in der Wetterau nehmen diejenigen aus Frankfurt den prominentesten Platz ein, zumal aus der Handelsmetropole und Messestadt wichtige Zeugnisse der im 16. Jahrhundert einsetzenden Konfessionsmigration berliefert sind: Glaubensflchtlinge aus den Niederlanden und aus England fanden hier Aufnahme, bildeten selbstndige Gemeinden und gaben ihrem Zusammenleben eigene Ordnungen.