Die Gestaltung und Funktion der Inquitformel im Nibelungenlied

Die Forschung zum Nibelungenlied erstreckt sich ber ein weites Spektrum an Schwerpunkten, von denen einige schon zahlreich und ausfhrlich in der Literatur behandelt worden sind.
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts untersuchen Forscher gezielt die Erzhlstruktur im Nibelungenlied mit ihrer Erzhloberflche.
Die Studie verbindet diverse persnliche Forschungsinteressen. Eines davon ist begrndet in der Wahl der textlichen Untersuchungsgrundlage, dem Nibelungenlied. Das vorliegende Buch konzentriert sich auf die hufig vernachlssigte Formseite des Nibelungenliedes und mchte darstellen, inwieweit auf dieser Betrachtungsebene Textzusammenhang erzeugt wird. Aus der Flle der mglichen Formmerkmale wurde die Inquitformel als ein grundlegender narrativer Baustein in Redeszenen zur Analyse ausgewhlt. Es gilt zu zeigen, inwieweit durch sie nicht nur inhaltlich durch ihre Referenz auf den angekndigten Sprecher, sondern auch auf der Formseite Textkohrenz geschaffen werden kann.
Weiterhin wird aus dem Forschungsbereich der Dialogforschung dargelegt, wie Redeszenen strukturiert sind, um das Textverstndnis beim Rezipienten zu sichern. Textverstndnis' ist dabei auf zweierlei Weise aufzufassen. Einerseits gilt es, die Rezeptionsbesonderheiten des Nibelungenliedes als einen fr den mndlichen Vortrag bestimmten Text zu bercksichtigen. Die Auffhrungssituation lsst sich mangels Quellen nicht mehr rekonstruieren, der Text des Nibelungenliedes ist hingegen berliefert. Die Studie lehnt ihr Verstndnis des Erzhlens im Wesentlichen an die Auffassung Elisabeth Lienerts an, dass es sich im Nibelungenlied um die 'Selbstinszenierung von Erzhlen zwischen schriftlicher Quelle, mndlicher Tradition und [...] Erzhlerrolle' handelt. Dieser Ansatz bietet den Vorzug, nicht endgltig ber die mndliche oder schriftliche Konzeption und Rezeption des Nibelungenliedes entscheiden zu wollen, verliert allerdings die beiden forschungsgeschichtlich wichtigen Kategorien nicht aus dem Blick.