Genesis und Geltung

Die berzeugung, dass die allgemeine "Geltung" moralischer und rechtlicher Normen unabhngig von deren historischer Entstehung oder kultureller "Genese" erwiesen werden knne, ist in moralphilosophischen und rechtswissenschaftlichen Debatten so verbreitet wie umstritten. Die Debatte verluft zwischen zwei Polen: Das eine Lager ist von der erfahrungsunabhngigen, zeitlosen und mithin "universellen" Sollgeltung zumindest mancher Normen, etwa der Menschenrechte, berzeugt, zu deren Rechtfertigung der Hinweis auf historisch und kulturell konkrete Erfahrungshorizonte substanziell nichts beitrage. Die andere Seite kritisiert eben diese Universalittsansprche als "abstrakt" oder auch "idealistisch" und folgt stattdessen meist der Auffassung, dass sich die Bedeutung und Bindekraft moralischer und rechtlicher Normen allein im Rckgriff auf konkrete und mithin kulturrelative Erfahrungen der Entrechtung, Unterdrckung oder auch Gewalt verstehen lassen. Angesichts dieser festgefahrenen Diskussion werden im Band konstruktive Vermittlungsversuche unternommen. Die Beitrge gehen der Frage nach, wie in historischen Erfahrungsprozessen und kulturellen Lerngeschichten konkrete Normen entstehen, die fr Gegenwart und Zukunft durchaus allgemeine Geltung besitzen knnen. Inwiefern also liefert der Verweis auf spezifische Unrechtserfahrungen einen methodischen Beitrag zur Begrndung universeller Normen? Mit Beitrgen von Myriam Bienenstock, Micha Brumlik, Wolfgang van den Daele, Stefan Gosepath, Thomas Gutmann, Rahel Jaeggi, Bernhard Jakl, Hans Joas, Sebastian Lauktter, Gertrud Nummer-Winkler, Arnd Pollmann, Peter Schaber, Lothar Schilling, Ludwig Siep, Rolf Zimmermann