Gottfried Kellers Novelle "Romeo und Julia auf dem Dorfe". Geschichte einer unglcklichen Liebe

Wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Gottfried Wilhelm Leibniz Universitt Hannover (Philosophische Fakultt), Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der Erzhlung "Romeo und Julia auf dem Dorfe" nahm Gottfried Keller das traditionsreiche Motiv zweier junger Menschen auf, deren Liebe sich wegen der unberwindbaren Feindschaft zwischen ihren Familien nicht verwirklichen kann und deren gemeinsamer Weg unwiderruflich auf ein tragisches Ende zuluft. Dieses Grundmotiv wird in zwei miteinander verflochtenen und verwobenen Handlungsstrngen entwickelt. Ausgangsbasis und Ursache dieses unaufhaltsamen Verfallsprozesses ist die Streitgeschichte der Vter, mit der sie sich selbstzerstrerisch auf abschssiger Bahn ins materielle und moralische Elend und ins gesellschaftliche Abseits manvrieren und ihren Kindern die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft zerstren. Der zweite Handlungsstrang, die Liebesgeschichte der beiden Kinder, bildet die verhngnisvolle Fortsetzung dieser gestrten Familienbeziehung im Sinne einer sich fortzeugenden "Schuld", die sich auf die nachfolgende Generation bertrgt und sie dazu fhrt, im Gegensatz zu dem einstmals erlebten Zustand kindlicher Unschuld ihrerseits "Schuld" auf sich zu laden und das erlittene Leid zu vergrern. Dieses Geschehen spielt sich auf einem zeitgeschichtlichen Hintergrund ab, in dem das rigide Werte- und Normensystem der buerlichen Welt den Liebenden keine Mglichkeit lsst, ihr Zusammenleben in gesellschaftlich sanktionierte Bahnen zu lenken. Damit wird ihre gleichsam schicksalhaft vorbestimmte und zugleich unmgliche Liebe zu ihrem Verhngnis, dem sie nicht "entfliehen" knnen.
Der Autor war sich darber im Klaren, dass er sich mit dem auf Shakespeares berhmtes Drama anspielenden Titel seiner Erzhlung auf eine jener "Fabeln" eingelassen hatte, "auf welche die groen alten Werke gebaut sind" (Einleitung zur Erzhlung, Seite 3). Er lste den Stoff jedoch aus dem