Kannibalismus Im Reisetagebuch Jean de Lerys

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 2,0, Martin-Luther-Universitt Halle-Wittenberg (Germanistisches), Veranstaltung: Seminar: Weltklugheit, Anthropologie, Interkulturelle Kompetenz in literarischen Texten der frhen Neuzeit , Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzhlen, heit es im Volksmund. Dieses Motto galt fr viele Amerikareisende im 15. und 16. Jahrhundert. So auch fr den Kalvinisten Jean de Lry, der am 10. September 1556 in Genf zu seiner Brasilienreise aufbrach. Am 19. November des gleichen Jahres stach er zusammen mit einer Gruppe Kalvinisten von Honfleur in Frankreich in See, um der an Calvin gerichteten Bitte von Nicolas Durand de Villegagnon nachzukommen, bei ihm im Fort Coligny, das er 1555 nach seiner Ankunft in der neuen Welt errichtet hatte, missionarische Ttigkeiten aufzunehmen. Die Reise endete am 26. Mai 1558 mit seiner Rckkehr nach Frankreich.
Nach seiner Rckkehr hatte Lry viel zu berichten ber die Gefahren und Erlebnisse der Anreise, ber Strme, Flauten und Hungersnte whrend der Rckreise, ber Tiere und Pflanzen im Meer sowie in Brasilien selbst, ber Landstriche und Inseln, ber die gottgleiche Herrschaft Villegagnon's und die Lebensgefahr, die fr die Kalvinisten von ihm ausging. Er wei auch von einem Volk in Brasilien zu berichten, den Tupinamba , die zwar Kannibalen aber dennoch verbndete der Franzosen waren und die scheinbar nicht so Furcht erregend waren, wie man als unbedarfter Leser vielleicht vermuten knnte.
Doch waren die Tupinamba wirklich Kannibalen oder dieser Umstand eher eine Schpfung des Autors? Gab es Grnde dafr, die ihn htten veranlassen knnen, nicht nur das zu berichten, was er wirklich sah? Ist sein Tagebuch ein Bericht oder eine Erzhlung? Um den Versuch diese Fragen zu beantworten soll es in dieser Arbeit gehen.