Leibbezogene Seele?

Der Begriff der Seele hatte bis ins 18. Jahrhundert eine prominente Stellung in naturwissenschaftlichen, religisen, sthetischen und metaphysischen Errterungen des Menschlichen als hchster Stufe des Lebendigen. Diese Stellung hat der Seelenbegriff in der Moderne eingebt. Er scheint von Begriffen wie Subjektivitt, Personalitt und Individualitt abgelst worden zu sein. Gleichwohl scheint dem Begriff der Seele ein symbolischer "Mehrwert" anzuhaften, der sich allerdings einer klaren Fassung entzieht. So wird das Wort "Seele" insbesondere im Kontext der Begriffe der menschlichen Selbstbeschreibung gebraucht: Man spricht von der Seele in lebensweltlichen und bildungssprachlichen, in literarischen, religisen und ethischen Zusammenhngen. Elementar verknpft ist mit der Seele die Leiblichkeit des Menschen. Damit kommen medizinische, neurowissenschaftliche und erfahrungsbezogene Einsichten ins Spiel, und die Phnomene des Seelischen verweisen auf soziale Zusammenhnge des intersubjektiven Umgangs. Auch Fragen nach dem Verhltnis des Krperlichen und Mentalen, des Physischen und Psychischen bleiben mit der Rede von der Seele verbunden, und mit der wissenschaftlich anerkannten Differenz von Erster- und Dritter-Person-Perspektive erhebt sich das Problem des Ortes von Eigenleiberleben und seiner deutenden Beschreibung. Diese mehrfach verschrnkte Codierung des Begriffs der Seele wirft Fragen auf, denen die Beitrge des Sammelbandes nachgehen. Eine Leitfrage ist dabei: Steht die Rede von der Seele fr die prreflexive Selbstgegebenheit der Subjektivitt, wie sie sich vorrangig in der Leiberfahrung und (allenfalls?) nachrangig in der Wissenschaftsreflexion ausdrckt?