Liebespein

Sein Vater, der Kaiser, war mit der "Orientkrise" beschftigt, als der zwanzigjhrige Kronprinz Rudolf im Jahr 1878 sein eben verfasstes Testament mit einem "Abschiedskuss in Gedanken an alle schnen Frauen Wiens, die ich so sehr geliebt habe" schloss. Es sollte noch knapp elf Jahre dauern, bis sich der zu Depressionen neigende Rudolf in Mayerling erschoss. Die erwhnten Schlussworte des Prinzen reflektieren sein nicht geringes Interesse am "schwachen Geschlecht", das sich in zahlreichen Liebschaften und Affren manifestierte. Auch nach seiner Heirat mit der belgischen Knigstochter Stephanie gingen diese "G'schichtln" noch munter weiter.
Die privaten Eskapaden des Kaisersohnes unterschieden sich kaum von jenen des groen und kleinen Adels sowie des gehobenen und niederen Brgertums. In den letzten Jahrzehnten der sterreichisch-ungarischen Monarchie, die nach auen noch so festgefgt schien, besaen die Moralvorstellungen der Gesellschaft einen nahezu schizophrenen Charakter. Jene sittlich entrsteten Vter, die ihre "gefallenen" Tchter von Heim und Herd verstieen, nur weil sie von verbotener vorehelicher Frucht naschten (also mit einem Geliebten - mglicherweise ein Habenichts - unkeusch verkehrten), fanden nichts dabei, sich eine oder auch mehrere Geliebte zu halten oder in gewissen Etablissements der Wollust zu frnen, whrend die tugendhafte Gattin das Haus htete.
Dies war allerdings nur die eine Seite der Medaille, denn nicht wenige Frauen wehrten sich gegen die vorbestimmte Rolle der stillen Dulderin oder des reprsentativen Beiwerkes ihres Gatten, sondern sie ntzten die Schwchen der Mnner in all ihren Facetten aus, um von deren Vermgen einen erklecklichen Teil fr die eigene Wohlbefindlichkeit abzusaugen.
Die 34 wahren Liebes- und Lebensdramen in diesem Buch zeigen die Erlebnisse und Schicksale von raffinierten Damen und verfhrten Mdchen, von schuftigen Adeligen und Brgern, die auch aus Liebe vom Pfad der Ehrbarkeit abgewichen sind. Es ist ein aue