Pfadabhngigkeit, Institutionen und Regelreform

Wir leben in einer historischen Welt: Diese offensichtliche Tatsache hat der Mainstream der konomischen Wissenschaft aus den Augen verloren, weil er einem ahistorischen Gleichgewichtsdenken verhaftet ist. Der Gedanke, da die Evolution von Technologien und Institutionen historisch kontingenten Pfaden folgt, ri viele Wirtschaftswissenschaftler aus ihrem dogmatischen Schlummer. Rolf Ackermann geht den weitreichenden methodologischen und vor allem auch wirtschaftspolitischen Fragen nach, die das Phnomen Pfadabhngigkeit aufwirft. So untersucht er die Mglichkeiten und Grenzen des Staates, politisch in die Pfade der Wirtschaft einzugreifen. Da es in der Evolution von Wirtschaftssystemen vorkommen kann, da suboptimale Pfade eingeschlagen und dann nicht mehr verlassen werden ('Lock-in'), scheint es nahezuliegen, da der Staat der unsichtbaren Hand der Evolution zu Hilfe eilen sollte, um ein solches 'Evolutionsversagen' zu verhindern. Es zeigt sich aber, da der Staat schwerlich ex ante wissen kann, welcher Pfad der 'richtige' ist - hier bleibt lediglich, die Mglichkeit eines Evolutionsversagens durch geeignete Ordnungspolitik zu minimieren. Ausschlieen lt sich diese Mglichkeit aber nicht, so da es durchaus sinnvoll sein kann, durch kollektives oder staatliches Handeln 'Irrtmer' der Evolution nachtrglich zu korrigieren. Rolf Ackermann analysiert drei verschiedene Ursachen fr pfadabhngigkeitsbedingte Inflexibilitt von Institutionen: Koordinationseffekte, Komplementarittseffekte und die selbstverstrkende Wirkung tradierter Denkschemata oder 'gemeinsamer mentaler Modelle' in der Gesellschaft. Fr Reformbemhungen stellen sich in den drei Fllen unterschiedliche Probleme - und daher steigen die Erfolgsaussichten fr Reformen, wenn die Ursachen fr das Beharrungsvermgen unerwnschter Regeln richtig diagnostiziert werden. Dies wird am Beispiel der Transformation ehemals sozialistischer Lnder illustriert.