Unionsbrger

Die europische Brgerschaft bereitet der rechtswissenschaftlichen Analyse wie der politischen Theorie gleichermaen Kopfzerbrechen. Die eingefhrten Kategorien wie Staatsangehrigkeit und Staatsbrgerschaft sind auf den Staat bezogen. Verbreitet ist deshalb der negative Abgleich zwischen Unionsbrgerschaft und Staatsangehrigkeit. Er fhrt aber kaum ber das tautologische Ergebnis hinaus, die Unionsbrgerschaft sei keine Staatsangehrigkeit, weil die Union kein Staat sei. Gegenstck dazu ist eine Deutung der Unionsbrgerschaft als menschenrechtlich-universeller Status ( post-national membership). Beide Perspektiven sind negativ staatsfixiert und fderalismusblind. Die europarechtliche Sonderterminologie fhrt hier ebenfalls nicht weiter, sondern verharrt bei aussagearmen sui-generis-Formeln. Christoph Schnberger bietet einen Ausweg aus dieser Sackgasse der Diskussion. Er analysiert die Unionsbrgerschaft im Lichte fderaler Erfahrung und nutzt hierfr die Rechtsvergleichung mit Entstehung und Struktur der Bundesangehrigkeit in den Vereinigten Staaten, der Schweiz und Deutschland. Unterschiedliche Rechtspositionen der Unionsbrger wie etwa Aufenthalts-, Wahl- und soziale Rechte in den anderen Mitgliedstaaten, ihr diplomatischer Schutz oder das Wahlrecht zum Europischen Parlament werden in einen systematischen fderativen Kontext eingeordnet. Die doppelte Zugehrigkeit des Unionsbrgers zu Mitgliedstaat und Union, so zeigt sich dabei, ist keineswegs ein Sonderphnomen der europischen Integration; sie kennzeichnet vielmehr die fragile Normalitt eines jeden Bundes.